sme
Anmeldungsdatum: 27.09.2010
Beiträge: 9
Wohnort: schleswig holstein
Verfasst am: 11 Okt 2010 11:09 Titel: ist der bogen überspannt?
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auf dem weg von der müritz nach hause, kamen wir, wie es der zufall so wollte, am wohnmobilhändler wendt in kremmin bei ludwigslust vorbei. der feierte gerade sein 20jähriges bestehen mit allerlei trubel.
da wir zeit hatten, legten wir einen zwischenstop ein und besichtigten wohl rund 30 wohnmobile, hauptsächlich 2009er und 2010ner baureihen.
nach dieser "druckbetankung" von impressionen verschiedenster hersteller und modelle unterschiedlicher größen und ausstattungen zogen wir, unabhängig voneinander, ein sehr einstimmiges resüme;
nix neues unter der sonne. wie auch? eine küche braucht einen gasherd, eine spüle und etwas zum kalthalten. ein bad braucht ein wc, ein waschbecken und evtl. eine dusche. ein schlafraum braucht ein bett und eine sitzecke braucht ein tisch. das wars im großen und ganzen, und das ist es auch im großen und ganzen was die hersteller anbieten.
was uns aber auffiel war der grad von luxus, der, unserer auffassung nach, allmählich über sein ziel hinauszuschießen scheint.
muss ein wohnmobil die ausstrahlung einer penthauswohnung der 2 millionen klasse haben?
ist das reiseziel nicht der eigentliche star einer tour? fahre ich nicht an die müritz um die gegend zu genießen? brauche ich dafür wirklich rauchglasvitrinen und weiße alcantara polstermöbel?
klar, die hersteller müssen, im gegenseitigen wettstreit um die käufergunst, bei jedem folgemodell einen drauflegen. jeder brüstet sich mit besonders hohem innovationsgrad und klugen detaillösungen.
nachdem man aber so viele wohnmobile hintereinander besichtigt hat bleibt davon nicht viel mehr über, als der eindruck, dass jeder mit der wahl seiner materialien den anderen in punkto exclusivität überflügeln will.
innovationen und detaillösungen bleiben dabei auf der strecke. Wie sonst ist es beispielsweise zu erklären, dass bei einem 90tausend euro teuren cartago die trenntür zwischen schlaf und wohnraum nur geschlossen werden kann wenn gleichzeitig die wc-tür geöffnet ist?
wieso gibt es soviele details, denen man schon nach 10 sekunden anmerkt das sie auf einer planerischen notlösung oder auf blanker einfallslosigkeit beruhen?
ist es nicht so, dass der gipfel der reinen zweckmäßigkeit eines wohnmobils schon lange erreicht ist und der sinn dieses freizeitmobils jetzt allmählich, von modell zu modell zu tode gepflegt wird?
wir haben schon wohnmobilisten erlebt, die ankommen und gar nicht mehr aussteigen. wer will sich schon der unbehaglichen natur aussetzen wo es doch so gemütlich ist im "queens-bett"?
ja, wir denken, er ist schon leicht überspannt, der bogen...
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peter123
Anmeldungsdatum: 25.08.2010
Beiträge: 38
Verfasst am: 16 Okt 2010 15:40 Titel: Re: ist der bogen überspannt?
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sme hat folgendes geschrieben:
ja, wir denken, er ist schon leicht überspannt, der bogen...
Dein Eingangspost enthält einige richtige Beobachtungen. Allerdings spannt jeder seinen Bogen selbst. So braucht der eine nur ein Zelt+Esbitkocher - der andere den Luxusliner+A-Klasse in der Heckgarage. Dazwischen gibt es ein großes Angebot um jeden nach seiner Facon glücklich werden zu lassen.
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Bunker
Site Admin
Anmeldungsdatum: 29.06.2007
Beiträge: 648
Wohnort: Westerrönfeld b. Rendsburg
Verfasst am: 17 Okt 2010 8:11 Titel:
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...und damit sind wir wieder bei der Frage, was zuerst da war, das Ei oder das Huhn
Es ist in der Tat so, dass die Ausstattung vieler Reisemobile, insbesondere in der höheren Preisklasse, Dimensionen angenommen hat, von denen man behaupten kann, dass das mit "Campen" nichts mehr zu tun hat, aber hat "Wohnmobilreisen" überhaupt etwas mit "Campen" zu tun?
Meines Erachtens nicht, denn vom Zelt und Esbitkocher haben wir alle hier uns ja schon verabschiedet-
Das macht auch nichts, ich z.B. betrachte das als eine andere Art zu reisen und die (nähere) Welt zu erkunden.
Aber zurück zur Eingangsfrage, bieten die Hersteller nur so viel an, oder verlangt der Kunde so viel? Die Hersteller sagen, der Kunde will es so, der Kunde sagt, wenn es denn angeboten wird und bezahlbar ist...
Ich denke, es sind in erster Linie die Hersteller, die dem Kunden zuerst die Möglichkeiten aufzeigen und der sagt sich dann, warum nicht...
Ich finde es auch unglaublich, dass man immer häufiger hochglanzlackierte Schranktüren, vanillefarbene Polster und Rauchglas sieht. Ich dachte immer, beim wohnmobilen Reisen geht es ein wenig rustikaler zu. Bei uns ist das jedenfalls so
Aber jeder nach seinem Gutdünken...
...und Bankkonto
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LG
Hartmut
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peter123
Anmeldungsdatum: 25.08.2010
Beiträge: 38
Verfasst am: 17 Okt 2010 8:38 Titel:
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Bunker hat folgendes geschrieben:
aber hat "Wohnmobilreisen" überhaupt etwas mit "Campen" zu tun?
Ich denke da immer an die Frage: "Mama, wohnen die Leute auf dem Parkplatz?"
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rainheinrich
Co-Admin
Anmeldungsdatum: 31.08.2007
Beiträge: 447
Wohnort: Rain, Niederbayern
Verfasst am: 19 Okt 2010 18:34 Titel:
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Servus zusammen,
ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo mittendrin. Der Mensch hat das, was er will und glaubt zu brauchen.
Mit 19 begann mein Camperleben im Zelt. Da juckt Dich kein Luxus, Geld hattest Du ja eh noch nicht. Überdies war in den 70ern das noch gar nicht so am Markt. 1979 kam der erste Wohnwagen. Warmes Wasser Fremdwort, Toilette ein Kübel, Umluftheizung ? Fehlanzeige. Dann kam Wintercamping in den 80ern. Also WW selber winterfest gemacht. Die erste Porta-Potti war da. Schon besser. Die 40 sind vorbei. Ein neuer Wohnwagen 1996. Nun schon Standard mit Warmwasser, Toilette, Umluft, Duschvorhang. Duschen im WW, brauche ich nicht. Fernseh mit Sat-Antenne schon an Bord. Jahrelang zigeunert, Winter wie Sommer. Die 50 steht bald vorn dran, ein Wohnmobil will ich haben. Mit 50 gehabt, 6,50 m lang (Soo lang), Abwassertank unterflur, Frischwassertank unter den Sitzen im Fahrerhaus, Heckgarage brauche ich nicht, Dusche im Wohnmobil ? warum ? Brauche ich nicht, der Duschvorhang tut es auch. Backofen, für was ? Fön, so ein Zeugs. Gefrierfach, nein. 5 Jahre damit zigeunert, mehr Winter wie Sommer,schön war es. Es steht ein neues Wohnmobil an. Das Pflichtenheft wird geschrieben:
separate Dusche, Backofen, Gefrierfach, ausreichende Stromquelle, Lümmelsitzgruppe, Winkelküche, Wäschefächer, Heckgarage, Heckantrieb, ausreichend Zuladung, Klimaanlage, großer Wassertanks, und und und...
So, nun bin ich bei 8m und 5,4 to. Und wir genießen es morgens gepflegt im großen Bad den Tag beginnen zu lassen, frische Brötchen aus dem Backofen zu haben, den Kaffee aus der Kaffemaschine zu bekommen, auch im Winter nach dem langlaufen mit ausreichend Platz zu duschen, ein gepflegtes Menü abends zuzubereiten und... und... und... Natürlich alles nicht auf Campingplätzen. Also ist unser Wohnmobil unsere Ferienwohnung auf Räder, da will ich so wenig wie möglich vermissen.
Deshalb ist es gut, daß für jede Vorstellung und Nutzung das entsprechende Produkt angeboten wird.
Wie Hartmut richtig angemerkt hat : vom klassischen "Campen" ist doch eigentlich eh nicht mehr viel da. Oder bin ich da auf dem Holzweg ?
liebe Grüße
Heiner
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