Lifepo4 Selbstbauprojekt

Hallo zusammen,

ich plane den Selbstbau eines Lifepo4 Akkus als Ersatz für meine AGM Bordbatterie. Ich möchte hier nach und nach darstellen, was ich dabei tue, allerdings nicht bis ins letzte Detail. Da ich zwar eine gute E-technische Grundlage habe, aber sicher nicht allwissend bin, fällt auch so manch eine Frage an. Oft habe ich zwar schon eine Antwort, bin aber nicht 100%ig sicher und diskutiere dann gerne darüber bzw. nehme auch gerne fachlichen Rat an.

Aktuell stelle ich mir alle nötigen Komponenten zusammen. Es wird eine 2P4S Konfiguration mit 250 Ah aus prismatischen Zellen, den sogenannten "blauen Bechern". Warum 2P4S ? Weil es dann unter den Beifahrersitz passt. Mehr dazu später, wenn ich die Sachen habe.

Parallel dazu baue ich 310Wp Solar aufs Dach. Ladebooster ist schon drin und arbeitet.

Nun zum ersten Punkt, wo ich noch unsicher bin: das vorhandene Dometic Ladegerät. Es hat keine Lifepo4 "Ladekennlinie". Die Starterbatterie ist ja, wenn mich nicht alles täuscht, eine AGM. Also besteht Handlungsbedarf. Mein erster Ansatz war, die Kennlinie auf Blei umzustellen, womit theoretisch beide zurecht kommen müssten. Die Starterbatterie wird dann zwar nicht mehr optimal geladen, muss aber auch nicht. Allerdings hat das Dometic diese Sulfatierungsfunktion, welche ungesund für die Lifepos sein sollen.

Nächster Ansatz: neues Ladegerät, welches Lifepo kann. Wäre für die Starterbatterie zwar auch nicht optimal, aber sollte kein größeres Problem darstellen.

Nächster Ansatz: ich habe einen Ladebooster, 310 Wp Solar und fahre nicht im Winter - eigentlich brauche ich doch gar kein zusätzliches Ladegerät.

Nun endlich zur Frage: kann ich das einfach stilllegen oder übersehe ich da was? Ich habe es mir noch nicht genau angesehen, aber ich denke, dass das Kabel in den Toptron geht und von da "irgendwie" auf die beiden Batterien. Stecker ziehen und gut oder funktioniert dann irgendwas nicht mehr, wo ich gerade nicht dran denke?
Für den Notfall würde ich das Gerät verbaut lassen - man kommt ja gut dran.

Zitat von "Hartmut post=80680"

Normalerweise kann mann die Funktion "De-Sulfatierung" bei einem Ladegerät deaktivieren, und das solltest Du dann auch unbedingt tun, sonst himmelst Du die LiFePO4 ziemlich schnell.

Hallo Helmut,

Danke für deine Einschätzungen.

Klar, ein kleines Abenteuer, ein kleines Risiko ist das sicher mit diesen "blauen Bechern". Die Winston spielen in einer anderen Liga, das kann man nicht wegdiskutieren, aber es ist halt auch eine andere Preisklasse. Laden bei Minustemperaturen benötige ich nicht und die Preise für Lithium sind im Steigflug, daher habe ich kurzerhand zugeschlagen. Der Hauptgrund war aber auch, dass ich bei Fertiglösungen mit deutlich geringerer Kapazität hätte klarkommen müssen.

Ich habe im Handbuch des Dometic keinen Hinweis darauf gefunden, dass man die Desulfatierung abstellen könnte - vielleicht ist es auch nur nicht dokumentiert, da das ja was ist, was ein normaler Anwender nicht macht. Ich suche nochmal weiter.

Mit Netzanzeige im Display meinst du wahrscheinlich die LED, die mir den Anschluss des Landstroms anzeigt. Ja, das könnte natürlich sein, dass da der Weg über das Ladegerät benutzt wird. Ich wüsste zumindest keinen anderen. Wäre echt schön, wenn man mal einen Schaltplan von dem EBL hätte.

Danke euch!
Ja, Will Prowse habe ich abonniert und noch ein paar andere Selbstbauer. Ohne Hilfe aus dem Netz würde ich mich da, trotz elektrotechnischer Ausbildung, nicht ran wagen.
Ich muss mir die ganze Sachen nochmal anschauen. Leider ist der Sitz nach dem Einbau des Ladeboosters schon wieder drin. Vor 14 Tagen war LifePo noch kein Thema, also zumindest nicht so schnell. Aber mit dem Einbau der Solaranlage muss der Sitz ja wieder raus, dann sehe ich vielleicht mehr. Vielleicht könnte ich ja nur den Ladezweig zum Aufbauakku deaktivieren und nur die Starterbatterie laden. Mal schauen, irgendeine Lösung werde ich finden. Zur Not halt ein anderes Ladegerät.

Zitat von "Rajaham post=80693"

ich hab das dometic-ladegerät rausgeschmissen (bekommt Sohnemann für seinen Selbstbau-Bus) und durch ein lfp-fähiges victron ersetzt.

Hallo Rainer,

hier muss ich doch noch mal nachfragen: du hast nun ein Victron Ladegerät für Lifepo drin. D.h. dass du die Starterbatterie auch damit lädst (bei Landstrom) ?
Kommt die damit auf Dauer zurecht? Mit IUoU Kennlinie und Desulfatierung ist da ja nix mehr.

Zitat von "Rajaham post=80959"

Moin Peter,
Ich baue darauf, dass die Lima und die Solarzellen die starterbatterie gut gefüllt halten.
Das netz ladegerät hatte ich in der Vergangenheit eigentlich immer nur für die aufbaubatterie(en) gebraucht.
Seit dem Einbau bin ich coronabedingt nie größere Touren gefahren, das soll sich nun aber bald ändern.
Werde berichten, wenns zu Problemen gekommen ist. Zur Not kann ich mir ja mit der aufbaubatterie selbst Starthilfe geben 🙃.
LG Rainer

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Danke, verstehe ich allerdings nicht so ganz. Das Ladegerät hängt doch permanent an den Batterien (wenn es so integriert ist, wie das originale Dometic). Also wenn ich Landstrom anstöpsel, werden beide Batterien geladen, ob ich will oder nicht.

Hallo Rainer,

Danke für die Tips. Den Beitrag aus dem Wohnmonilforum kenne ich bereits. Ich habe mich allerdings trotzdem für aufrecht stehenden Zellen entschieden und verschalte die jeweils 2 parallel und 4 seriell. Die ersten Tests laufen bereits - ich berichte in Kürze.

Was mir in dem Beitrag und überhaupt generell auffällt: kaum jemand macht sich Gedanken über ein nicht Lifepo-fähiges Ladegerät und stellt das einfach auf Blei/Gel ein, weil die Spannung da ja passt. Das wird ja auch von den Fertigbatterieverkäufern so beworben (1:1 Austausch). An die Desulfatierungsfunktion denkt kaum jemand.

Nun habe ich inzwischen aber gelesen, dass es wohl Unterschiede dabei gibt. Im Handbuch meines Dometic Laders steht z.B., dass im 12 Tagesrhythmus zurück in die Ladephase 1 gesprungen (oder Phase 2, wenn U>12,8V) und nicht in der Floatphase geblieben wird. Das scheint der Standard zu sein. Besonders schlaue Geräte verwenden dagegen eine Art Pulser für die Desulfatierung, was für Lithium natürlich eher schädlich ist. Wenn man ausschließen kann, dass das Dometic Gerät einen Pulser benutzt, könnte man es meines Erachtens in der Tat problemlos weiter verwenden.

Das Ladegerät desulfatiert ja, indem es, statt in der Floatphase zu bleiben, zurück in Phase 1 oder 2 schaltet. Das reicht für eine gesunde Batterie eigentlich aus (schätze ich mal). Mit dem Pulsen will man schon geschädigte Batterien wieder ein wenig "reparieren". So verstehe ich es zumindest. Vielleicht frage ich mal bei Dometic nach. Ich glaube zwar nicht, dass die antworten, aber fragen kostet nichts.

Hallo zusammen,

was lange währt, wird endlich gut - naja, fast zumindest. Der LifePo Akku ist jetzt drin und funktioniert auch im Prinzip. Der Auf- und Einbau hat mich allerdings einige graue Haare gekostet, weil ich ein wenig falsch gemessen und gerechnet habe. Sprich, die größten Probleme waren "mechanischer" Natur. Irgendwie habe ich jetzt alles reinbekommen, aber ich würde es so nicht nochmal machen (ohne ins Detail zu gehen) und auch nicht weiter empfehlen. Aber egal, es läuft - fast. Was nicht funktioniert: die Starterbatterie wird nicht mehr geladen, wenn ich Landstrom anschließe.

Wie oben erwähnt, habe ich ja das Dometic Ladegerät drin gelassen und auf Blei/Gel umgestellt, sodass es für den LiFePo verträglich ist. Das Laden hat damit soweit funktionert. Es flossen rund 25 A und das Ladegerät wurde dabei ziemlich warm. Ich weiß nicht, ob das vorher auch so gewesen ist. Auf jeden Fall floss kein Strom Richtung Starterbatterie. Die Spannung blieb dort bei 12,5 V. Warum, weiß ich nun nicht. Ich habe ja im Prinzip nichts verändert. Alle Anschlüsse sitzen genau wie vorher, nur eben nicht auf der AGM, sondern auf der LifePo Batterie. Es sind nur noch Kabel für den Wechselrichter und den Solarladeregler dazu gekommen - direkt auf die Batteriepole. Also der Ladezweig Richtung Starterbatterie ist unangetastet. Trotzdem läuft es nicht mehr.

Am Hobby Bedienpanel (das mit den LEDs) werden mir für die Starterbatterie drei LEDs angezeigt, was bei 12,5 (mittlerweile 12,4 V) eigentlich eine zuviel ist. Alle Sicherungen wurden geprüft. Das EBL erhält die Spannung der Batterie und damit auch die Ladespannung, wenn das Ladegerät an ist. Wie es vom EBL weiter Richtung Starterbatterie läuft, weiß ich allerdings nicht, aber das habe ich ja auch nicht angetastet.

Ich stehe da jetzt etwas auf dem Schlauch. Wie und was kann ich jetzt noch prüfen?
Und über welchen Weg, welches Kabel wird die Starterbatterie vom EBL geladen? Direkt vom Ladegerät geht ja kein Kabel Richtung Starterbatterie.

Hallo Kurt,

vielen Dank für deine Antwort!

Zu Punkt 1: wenn sich das so lösen würde, wäre das natürlich super.

Zu Punkt 2: die Spannungsdifferenz war sicher größer als 0,8 V. Dass der Ladestrom Richtung Starterbatterie klein ist, habe ich mir schon gedacht. Den Strom habe ich nicht gemessen, aber die Spannung der Starterbatterie lag konstant bei 12,5 V. D.h für mich, dass da nichts anlag. Aber ich werde das nochmal messen.

Zu der Tatsache, dass bei 12,4 V (wo die Starterbatterie aktuell liegt), im Display trotzdem 3 LEDs aufleuchten, habe ich mir überlegt, dass das von der Umstellung des Laders auf Blei/Gel kommen könnte, die ja eine insgesamt niedrigere Spannungslage hat. Ich weiß nicht, ob das vom Toptron irgendwie berücksichtigt wird.

Hallo,

nun doch noch ein paar Fotos vom Umbau:

Ausgangszustand, allerdings schon mit eingebautem Ladebooster

Nach Ausbau der AGM (die Kabel an den Polen habe ich in Tüten gepackt, damit sie zusammen bleiben. Fahrzeugbatterie war vorher schon abgeklemmt

Die Gesamtkomposition nach Einbau der LiFePo (8 Zellen, je 2 Parallel und dann 4 seriell). Solarladeregler noch Huckepack hinten drauf. Das Solarprojekt ist noch in Arbeit und kommt nicht voran, da es hier seit 1 Woche immer wieder regnet.

Das Anzeigepanel vom Votronic Smartshunt mit Grundverbrauch

Hallo zusammen,

nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich heute meine "Elektrorenovierung" abgeschlossen.
Hier nun mein Abschlussbericht:

Angefangen hatte ich mit einem Votronic 1212-30 Ladebooster, der nun schon seit einiger Zeit problemlos liefert.

Der größte Brocken war dann der Selbsbau Lifepo4 Akku, wie oben berichtet. Das habe ich grandios unterschätzt. Der Akku auf dem Labortisch war schnell in Betrieb aber der Einbau war echt eine Herausforderung. Ich hatte den Anspruch, alles unter den Beifahrersitz zu bauen. Mit so 100 Ah Fertig-Lifepos ist das auch kein Problem, aber die Augen waren mal wieder größer als der Mund (bzw. der Platz unterm Beifahrersitz) und so mussten es 250 Ah sein. Es war knapp, aber alles ist jetzt drin.

Viel Luft zum Atmen gibt es da aber nicht mehr. Ich wollte die Sachen von Anfang an nicht an den Grenzen ihrer Spezifikationen betreiben, sodass ich keine thermischen Probleme erwarte. Der Akku kann 250 A Entladestrom, sodass ich auch einen 2,5 kW Wechselrichter hätte anschließen können - habe mich aber nur für 1,5 KW entschieden (ist ja auch günstiger).

Zu allem Überfluss sollte der Solarladeregler auch noch unter den Beifahrersitz. Hat dann nicht mehr so ganz gepasst und er schaut ein wenig hinten raus. Das Foto übertreibt aber - so kniet man da ja normalerweise nicht vor. Mich stört es optisch nicht. Unterm Fahrersitz, wo jetzt der Wechselrichter sitzt, wäre wohl auch noch Platz gewesen, aber das war dann kabeltechnisch wieder anspruchsvoller.

Nachdem ich letzte Woche die Solarzellen aufgeklebt hatte, konnte ich heute endlich die Restarbeiten fertigstellen und das Sonnenkraftwerk in Betrieb nehmen. Mitte/Ende August, viertel nach drei, habe ich dann noch 183 Watt abgreifen können ("auf dem Papier": 310 Wp).

Nun bin ich doch sehr zufrieden und erleichtert, dass alles geklappt hat. Die Arbeitstunden habe ich nicht gezählt, aber es waren schon ziemlich viele ...