Hallo Udo,
hallo Hans-Günter,
ich möchte nicht "Oberschullehrerhaft" erscheinen, aber wir sollten uns nicht in Mutmaßungen oder verallgemeinerten Aussagen verrennen. Es gibt für die Dinge in diesem Thema ganz einfache technische, finanzielle oder sogar marktstrategische Gründe.
Ford empfiehlt schon rein deshalb ARAL Produkte, weil es seit vielen, vielen Jahren eine strategische Partnerschaft mit Ford-Werkstätten gibt (Mach ich in meinem Betrieb mit anderen Produkten auch, denn dabei erzielt man so manchen Preisvorteil). Das gilt natürlich jetzt nicht unbedingt für den Sprit, aber warum sollten die Leute in den Werkstätten da dann etwas anderes sagen.
Den Tank randvoll zu machen, die Leitungen "Blasenfrei" zu halten und somit der Rostbildung vorzubeugen - so etwas empfiehlt nicht nur Ford seit Jahren, sondern ist seit dem es Behälter, Leitungen etc. aus Metall gibt, normalüblich. Der Grund ist das mögliche Kondenswasser durch Temperaturunterschiede. Empfiehlt Kawasaki in der Betriebsanleitung für mein Motorrad bei längeren Standzeiten und im Winter auch..
Zu Diesel oder Premiumdiesel Folgendes:
Die wirklich einzigen Unterschiede zwischen dem normalen Diesel und Premiumdiesel liegen definitiv nur in Cetanzahl, den Additiven, sowie einem Anteil von GtL (Gas to Liquid), welches den Flammpunkt durch Anreicherung mit unverzweigten Kohlenwasserstoffmolekülen nochmals verbessern soll und auch tut. GtL ist ein rein synthetisch gewonnenes Produkt aus Erdgas.
Der Biodieselanteil ist durch das Gesetz geregelt und kann daher überhaupt nicht anders liegen. Anderer Diesel darf in Europa aufgrund der Umweltbestimmungen überhaupt nicht verkauft werden. Es muss also ein Biodieselanteil beigemischt werden!! Die Menge (bis maximal 7%) wird nicht durch ARAL, SHELL, ESSO , etc. beeinflusst, sondern durch die Raffinerie, bei der der Anbieter seine Suppe abholt. Bei der Befüllung werden dann die zuvor genannten Zusatzmittel für den jeweiligen Anbieter in die Grundmischung eingebracht. Auch ist der Wasseranteil allein durch das Herstellungsverfahren immer irgendwo unter bis maximal 8%.
Alles was irgendwie anders dargestellt wird ist schlichtweg falsch, entspringt den Köpfen der Werbefachleute und dient der Irreführung des Verbrauchers.
Das Herstellungsverfahren für GtL ist zwar teuer, die Beimischung erfolgt aber ebenfalls in ppm. Der Mehrpreis an der Tankstelle ist extrem, dieser Sprit ist wie die wundersame Geldvermehrung und der Verbraucher die goldene Kuh, weil er den Blödsinn auch noch glaubt und das pure Gift für horrendes Geld in den Tank füllt. Es ist zwar nachgewiesen, das die Abgaswerte mit GtL Beimischung geringfügig besser liegen, das Herstellungsverfahren aber weitaus mehr Dreck in die Luft schleudert und somit der ganze Ramsch überhaupt keinen Sinn macht.
Technische Probleme Ford oder andere Automobilhersteller:
Die Motorenprobleme bei Ford entstehen nicht dadurch (und man kann sie auch nicht dadurch verhindern), dass man keinen Premiumdiesel getankt hat. Das ist mit Abstand der aller größte Unsinn, den man einem Verbraucher erzählen kann. Aber dieser hat ja meist eh keine Ahnung und dem kann man in einer solchen Geschichte wirklich fast jeden Schwachsinn verkaufen. Was würde denn dann bitteschön in Ländern passieren, wo es gar keinen Premiumdiesel gibt, bzw. aus der geringen Kaufkraft der Menschen so ein Produkt nicht angeboten wird? Verkauft Ford dort gar keine 2.2 TDCI Motoren oder stehen die alle mit Motorschaden in der Werkstatt???
Wir beliefern auch die Automotive-Industrie mit Werkzeugmaschinen für die Herstellung verschiedene Bauteile. Hier sind wir teilweise bereits während der Entwicklung eines Bauteils eingebunden, weil man die Herstellung- bzw. Fertigungsmöglichkeiten ja nicht vergessen darf. Was wir hier tagtäglich erleben ist der reinste Wahnsinn.
Beispiel:
Ein europäischer Automobilhersteller, dessen Namen ich hier logischerweise nicht nennen darf, hat bei Motoren der ersten Generation Bauteile verwendet, bei denen es von Anfang an klar war, dass diese aus Gründen der Lebensdauer nochmals geändert werden müssen. Es handelte sich um ein wichtiges Bauteil der variablen Nockenwellenverstellung. Unsere Maschine sollte so geliefert werden, dass man die nötige Änderung am Bauteil später auch fertigen kann. Trotzdem wurden tausende von Fahrzeugen mit diesem "Problemteil" auf dem Markt ausgeliefert. Es ist eine reine Risikokalkulation, ob man bei Ausfall des Bauteils noch im Gewährleistungszeitraum liegt oder nicht. Danach bindet der Hersteller nämlich auch seinen Vertragspartner bei einer notwendigen Kulanz mit ein.
Bei Ford wird das mit absoluter Sicherheit nicht anders sein. Warum auch, denn es ist ja nicht so, dass alle Motoren der 2.2 TDCI Baureihe betroffen sind. Neben der Abteilung der Risikoanalysten, befassen sich intern auch unzählige Techniker und Ingenieure mit so einem Problem und da ist schon längst eine Änderung in die Serie eingeflossen.
Nicht jedes der betroffenen Fahrzeug hat aber die gleiche Laufleistung, nicht jedes Fahrzeug die gleiche Beanspruchung. Lässt sich also über einfache Kalkulationen das Risiko bewerten und je länger man so wenig wie möglich darauf eingeht, desto mehr erledigt sich das Problem durch das Alter der Fahrzeuge von ganz allein. Bei der heutigen Kurzlebigkeit eines Produktes vergeht die Zeit auch recht schnell. Und der eventuell notwendige AT-Motor nach 3-5 Jahren hat das Problem dann ja eben auch nicht mehr.
Das ist leider die Realität und ich kann darin als Unternehmer noch nicht einmal etwas Verwerfliches sehen. Der Aufwand, jeden Motor auf dem Markt nachzurüsten, steht in keinem Verhältnis und wäre schlichtweg ruinös.
Nur bei wirklich sicherheitsrelevanten Bauteilen wird anders verfahren und ein anderes Verhalten wäre auch nicht zu entschuldigen, bei wissentlicher Verschleppung heutzutage teilweise sogar strafbar.
Gruß aus dem Ländle
Olaf